Bibliotheken: Wandel als Chance

(Bild: Bibliothek des Philologicums in München, siehe Beitrag)

Moderne Bibliotheken sind multifunktional und sozial: eine internationale Übersicht.
Beitrag des Deutschlandfunk vom 17.08.2025

«In Zeiten der Digitalisierung brauchen immer weniger Menschen eine reine Bücherausleihe. Dieser Wandel hat Bibliotheken völlig neue Chancen eröffnet: Sie sind zu Treffpunkten und Oasen des Verweilens geworden, mit vielerlei weiteren Funktionen.

Die Stadtbibliothek als Ort für alle

Die Buchausleihe, diverse Lektüreclubs oder Märchenstunden für Kinder gab es in der Bezirksbibliothek Gabriel García Márquez in Barcelona schon immer. Doch in den letzten Jahren kamen immer mehr Angebote dazu: digitale Schulungen für Erwachsene, Workshops zum Erkennen von Fake News für Jugendliche und vieles mehr. Und in den Studios im Keller werden Literatur-Podcasts produziert. […] Jugendliche halten hier gerne ein Nickerchen in einer der vielen Hängematten oder zocken Videospiele, ältere Anwohner schätzen den kühlen Ort als Klima-Refugium an heissen Tagen. Die Bibliothek ist zu einem lebendigen Treffpunkt der Anwohner geworden […].

Die Aussen- und Innenarchitektur moderner Bibliotheken repräsentiert die sich wandelnden Funktionen der ehemaligen Büchertempel. Dazu gehören informelle Sitzgelegenheiten wie Sessel, Schaukelstühle oder Liegelandschaften. Die Bücherregale sind meist so niedrig, dass der Blick durch den Raum streifen kann. […]

Bei allem Wandel: Ihrer Hauptfunktion kommen Bibliotheken immer noch nach. Die Biblioteca García Márquez verzeichnet sogar 13 Prozent mehr Ausleihen seit der Coronapandemie. Trotzdem nehmen die Bücher dort immer weniger Platz weg – dank eines ausgeklügelten, kostenlosen Kuriersystems der Bezirksbibliotheken.

Die Unibib: beliebter Hub für Studierende

Nicht nur die kommunalen, auch die Uni-Bibliotheken sind gut besucht, in Deutschland erleben sie seit einigen Jahren geradezu einen Boom. ‘Wir beobachten seit 15 Jahren, dass die Räumlichkeiten immer voller und beliebter werden, und das, obwohl der gedruckte Bestand in seiner Bedeutung ja nachlässt’, berichtet Klaus Rainer Brinsinger, Leiter der Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München. […] Brinsinger erklärt sich den Bib-Boom damit, dass Studierende das gemeinsame Lernen sehr schätzen. Das Studium habe sich verändert, Kooperation in Form von Lern- und Arbeitsgruppen eine grosse Bedeutung bekommen. Die Uni hat darauf reagiert, mit einem Angebot von ganz verschiedenen Arbeitsplätzen unterschiedlichster Aufenthaltsqualität. […]

Von Haus aus nachhaltig

Das Grundprinzip von Bibliotheken lautet: leihen statt kaufen. Bibliotheken waren schon nachhaltig, bevor es den Begriff überhaupt gab. Neben gedruckten Büchern aller Art stellen Bibliotheken auch E-Books, Videospiele, DVDs und Informationen für alle zur Verfügung. Dazu kommt Infrastruktur in Form von Computerarbeitsplätzen. […]

Auch die „Bibliothek der Dinge“ gibt es inzwischen: Sachen, die man vielleicht einmal im Jahr braucht, leihen öffentliche Bibliotheken oft ebenfalls aus. In der Stadtbibliothek Berlin-Pankow ist der Dauerbrenner eine Zuckerwattemaschine.

Neben ökologischer Nachhaltigkeit punkten Bibliotheken auch in Sachen sozialer Nachhaltigkeit, denn sie sind niedrigschwellig: Ihre Türen sind immer offen, man kann einfach reingehen, sich darin aufhalten und muss nichts konsumieren. […] So sorgen Bibliotheken für den sozialen Kitt eines Stadtviertels oder einer Gemeinde: Hier treffen Rentner auf Kinder, Obdachlose auf Studierende, Arbeiter auf Professoren.»

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